Hallo Marc, du bist Mitbegründer des Creative Hub Bremen. Beginnen wir von vorne: Was genau ist ein Creative Hub?
Der Creative Hub ist ein Ort, an dem wir vielfältige Unterstützungsangebote für Gründungsprojekte bereitstellen. Wir bieten Coaching Programme, Workshops, Infrastruktur, ein umfangreiches Netzwerk und zahlreiche Veranstaltungen, die den Bremerinnen und Bremern die Möglichkeit geben, ihre Ideen zu testen, zu verfeinern und im Idealfall nachhaltig erfolgreich umzusetzen.
Wie entstand die Idee für den Creative Hub in Bremen und welche Ziele verfolgt ihr damit?
Der Creative Hub entstand aus der Idee, Bremen attraktiver für junge Menschen und Gründungsinteressierte zu machen. Nachdem wir das Wanderungssaldo der Bevölkerung Bremens analysiert hatten, kamen wir zu dem Schluss, dass Bremen einen Ort benötigt, an dem Menschen mit Ideen zusammenkommen, sich vernetzen und professionelle Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Projekte erhalten. Dank der Unterstützung der GEWOBA und der Verfügbarkeit des leerstehenden Bundeswehrhochhauses konnten wir diese Idee realisieren, und die Resonanz war überwältigend.
Wie hat sich der Creative Hub seitdem entwickelt?
Wir sind sehr zufrieden mit der bisherigen Entwicklung. 2020 haben wir quasi bei null angefangen. Inzwischen sind 300 Projekte Mitglied der Community und viele Akteure aus der Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur langjährige Netzwerk- oder Kooperationspartner, der Creative Hub wird vom Senat unterstützt. Wir dürfen jährlich zig Gründungen in die Selbstständigkeit begleiten. Darüber hinaus konnten wir sehr viele und vielfältige Projekte und Veranstaltungen organisieren und den Creative Hub als Zentrum für eine große Vielfalt unterschiedlicher Menschen und Akteure etablieren. Wir merken, dass unser Projekt mit wachsender Bekanntheit immer weiter nachgefragt wird. Darüber freuen wir uns natürlich und versuchen gleichzeitig, die Angebote weiter auszubauen.
Warum habt ihr euch für Bremen entschieden?
Die einfache Antwort ist, dass mein Co-Gründer und ich beide hier großgeworden sind. Das ist aber nicht alles. Bremen hat viele Qualitäten, die wir mit unserer hanseatischen Bescheidenheit gerne kleinreden. Bremen ist innovativ, international und gleichzeitig bodenständig. Ich kenne außerdem keine andere Stadt, in der das Ehrenamt so stark ist und in der so selbstverständlich geholfen wird. Es ist eine Tradition des bürgerlichen Engagements, die mich immer wieder glücklich macht, hier zu leben und vielleicht etwas beitragen zu können. Und wenn es in Bremen Probleme gibt, dann heißt es: nicht meckern, sondern anpacken. Oder: Kiek nich in’t Muuslock, kiek in de Sünn.
Welche Bedeutung haben Gründungen und ein kreatives Milieu für eine Stadt wie Bremen?
Ein kreatives Milieu ist heutzutage ein entscheidender Standortfaktor für junge Menschen geworden. Bei der Entscheidung, wo sie studieren oder arbeiten wollen, spielen die Möglichkeiten, Szenen und Angebote einer Stadt eine immer wichtigere Rolle für angehende Studierende, Azubis sowie Absolventinnen und Absolventen. Ein weiterer bedeutender Aspekt ist die Schaffung von Netzwerken und Kontakten. In unserer Community haben wir etwa 300 Gründungsinitiativen und ein weitreichendes Netz an Partnern in ganz Bremen. Diese Vernetzung stärkt die Bindung an den Standort Bremen. Wenn junge Absolventen überlegen, ob sie in Bremen bleiben sollen, ist die Qualität ihres Netzwerks ein entscheidender Faktor. Je besser sie vernetzt sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie bleiben.
Welche Themen und Schnittstellen werden im Gründungsbereich zunehmend relevant?
Derzeit dreht sich viel um das Thema Fachkräfte. Das bedeutet auch, dass Ideen zur Förderung der Fachkräftegewinnung enorm wichtig geworden sind. Wie kriegen wir Menschen schnell in den Arbeitsmarkt? Wie qualifizieren wir? Wie verhindern wir Ausbildungsabbrüche? Wie gewinnen wir mehr junge Menschen für Bremen? Ideen, die zur Lösung dieser Herausforderungen beitragen – auch indirekt – werden immer wichtiger werden.
Darüber hinaus sind die Digitalisierung und Automatisierung natürlich weiterhin Dauerbrenner. In den kommenden Jahren und Jahrzehnten werden immer mehr Bereiche digital zugängig oder sogar automatisiert sein. Innovative Gründungen aber auch Verbundprojekte sind hier gefragt und haben gute Chancen auf Erfolg. Für Bremen ist es ebenfalls von Bedeutung, die Digitalisierung voranzutreiben – denn digitale Standorte sind inzwischen attraktive Standorte.
Gibt es weitere Projekte wie das Bremer Creative Hub?
Soweit ich weiß, gibt es bundesweit zwar diverse Inkubatoren, die bestimmte Gründungsvorhaben fördern, aber kein Projekt in der Größenordnung des Creative Hubs. Auch die Ausrichtung ist einzigartig. Mit der Community und dem Hub versuchen wir, mehrere Ziele gleichzeitig zu erreichen: professionelle Unterstützung, kostenloser Raum und themenübergreifende Vernetzung zur Entwicklung neuer Ideen. Da wir große Ziele verfolgen, entwickeln wir den Creative Hub kontinuierlich weiter zu einer zentralen Plattform für den Austausch zwischen Gründungslandschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung. Gemeinsam können wir so auch große Themen angehen.
Foto: SPD LAND BREMEN