Allgemein Leben und Wohnen

Der Spritpreisexplosion mit dem Bremen-Ticket davonfahren!

Eine Person tankt ihr Fahrzeug.

Die explodierenden Treibstoffpreise haben eine alte Debatte wiederbelebt: Wie kann ich das Auto so häufig wie möglich stehen lassen oder sogar ganz darauf verzichten? Gerade in der Großstadt lautet die Antwort: mit Bus & Bahn! Doch dafür müssen diese mehr Menschen erreichen. Die Bremer SPD hat mit dem „Bremen-Ticket“ ein Konzept für eine kleine Nahverkehrsrevolution vorgelegt. Über eine Solidarfinanzierung sollen Bremer:innen in Bus & Bahn in Bremen ohne Fahrschein „einfach einsteigen“ können. Gleichzeitig wird der Nahverkehr massiv ausgebaut.

Steigende Spritpreise sind sozialer Sprengstoff

Noch immer sind zu viele Menschen aus verschiedensten Gründen auf ihr Auto angewiesen und damit direkt von steigenden Spritpreisen betroffen. Dabei trifft die Preisexplosion gerade aufs Auto angewiesene Menschen mit kleinem Geldbeutel, da sie einen größeren Teil ihres Monatseinkommens an der Tankstelle lassen müssen. Während ein Top-Verdiener so oder so voll tankt, können andere sich das nicht mehr leisten. Die steigenden Preise sind deshalb auch sozialer Sprengstoff. Die Politik muss jetzt reagieren, um den Menschen zu helfen.

Nahverkehrsrevolution statt Tankrabatt 

Ein pauschaler Rabatt an der Zapfsäule ist aber trotzdem nicht der richtige Weg, denn er erfasst die größte Belastung aller Haushalte nicht (Stichwort: Heizen!) und löst letztlich nicht die Ursache des Problems: unsere Abhängigkeit von Öl und Gas. Nachhaltig kommen wir aus der Kostenfalle nur heraus, wenn wir Haushalte finanziell entlasten und weniger fossile Brennstoffe verbrauchen. Neben gezielten Entlastungen brauchen wir im Verkehrssektor einen verbesserten Mobilitätsmix. Dazu gehören Radförderung, E-Mobilität, vor allem aber: ein attraktiverer Nahverkehr. Für die einen braucht es dazu eine Reduzierung der Ticket-Preise, gerade für Menschen mit kleinem Einkommen. Für die anderen, gerade für viele Autofahrer:innen, braucht es ein besseres Angebot. Wenn wir es ernst meinen, müssen wir also beides anpacken!

Bus & Bahn: attraktiver und fahrscheinfrei

Mit dem Bremen-Ticket haben wir dazu ein fertiges und realistisches Konzept vorgelegt. Wir wollen einen solidarisch finanzierten Nahverkehr mit einem massiven Ausbau des Angebots verbinden. Alle Bremer*innen fahren ohne Fahrschein und alle leisten dazu einen sozial gerechten Beitrag. Für so ein Bremen-Ticket sprechen sowohl ökologische, soziale als auch wirtschaftliche Gründe: Der Verzicht auf das Auto senkt den Ausstoß von Treibhausgas und die Abhängigkeit vom Öl. Außerdem gilt nicht erst seit der Spritpreisexplosion: Ein Auto ist teuer in der Anschaffung und im Unterhalt. Letzteres hat sich nun noch einmal verschärft. Bus & Bahn müssen eine sinnvolle Alternative für alle bieten.

Schritt für Schritt mit realistischen Zielen

Mit dem Bremen-Ticket bauen wir bewusst keine Luftschlösser, sondern haben einen realistischen Fahrplan, wie eine Umsetzung gelingen kann. Voraussetzung ist der politische Wille zu Veränderung, nicht nur auf kommunaler Ebene in Bremen: Gerade von der Bundesebene muss jetzt zur Entlastung Geld in den ÖPNV investiert werden.

1. Maßnahme: Angebotsoffensive bei Bus & Bahn

Ich bin mir darüber im Klaren, dass diese Vision auf einem guten Angebot fußen muss. Zunächst brauchen wir deswegen eine Angebotsoffensive: Dazu gehört „Fahren ohne Fahrplan“, also die Gewissheit, dass auf allen wichtigen Linien der BSAG alle 7,5 Minuten ein Bus oder eine Bahn kommt. Auf wichtigen Linien, die über keine Straßenbahngleise verfügen, werden nach Hamburger Vorbild Metrobusse eingeführt. Sie verkehren in hohem Takt, bevorzugt auf Busspuren und erhalten Vorrang an Ampeln. 

2. Maßnahme: Fahrscheinfreies Fahren für Bremen

Im zweiten Schritt können alle Einwohner:innen Bremens ohne Fahrschein einfach in Busse, Bahnen und Regionalzüge innerhalb der Stadt Bremen einsteigen. Zur Finanzierung tragen alle solidarisch bei, über einen „Mobilitätszuschlag“. Dieser wird unbürokratisch und sozial gestaffelt über die Grundsteuer abgewickelt, die schon heute jeder Haushalt zahlt. Unabhängig von der Zahl der Personen im Haushalt bleibt der Betrag gleich, sodass Familien besonders profitieren. Für durchschnittlich 18 Euro pro Haushalt monatlich würden alle Bremer:innen „einfach einsteigen“ können und das Angebots würde massiv verbessert. 

Zum Vergleich: der aktuelle Spritpreisanstieg von etwa 0,50 Euro verursacht bei einem Kleinwagen mit 40-Liter-Tank Zusatzkosten von 20 Euro – für eine einzige Tankfüllung. Finanzielle Unterstützung vom Bund kann helfen, den Mobilitätszuschlag noch weiter zu senken oder die Leistungen des Nahverkehrs weiter zu verbessern.

3. Maßnahme: Langfristige Verbesserung des Angebots

Auch wenn das fahrscheinfreie Fahren eingeführt wurde, sind weiterhin Verbesserungen des Angebots notwendig. Das heißt neue Direktverbindungen und Expressbusse vor allem zu weiteren wichtigen Arbeitsplatzstandorten, insbesondere zu Hansa-Linie, Stahlwerken, Airport-Stadt und in neue Stadtentwicklungsgebiete wie das Tabakquartier. Daneben wollen wir für die Stadtränder On-Demand-Busse einführen sowie eine schrittweise Verbesserung des gesamten Straßenbahnnetzes.

Ein mutiges Zukunftskonzept für Bremen

Mit dem Bremen-Ticket können wir unabhängiger vom eigenen Auto werden, indem wir das Angebot von Bus & Bahn massiv verbessern und den Nahverkehr für Bremer:innen fahrscheinfrei machen. Dank der Solidarfinanzierung ist die Kostenbeteiligung pro Bremer Haushalt gering: weniger als die aktuelle Preissteigerung für eine einzige Tankfüllung eines Kleinwagens! Das Bremen-Ticket ist ein echter Beitrag zu einer sozialen Verkehrswende und für die Verringerung unserer Abhängigkeit vom Öl.

Foto: AdobeStock / 55667854

Autor*in

Falk Wagner ist seit 2018 Vorsitzender der SPD Bremen-Stadt und verantwortet seit 2019 als Abgeordneter der Bremischen Bürgerschaft die Stadtentwicklungspolitik der SPD-Fraktion. Auf der Website schreibt er zu den Themen bezahlbares Wohnen, Mieterrechte und Stadtteilgerechtigkeit.

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