Um Klimaneutralität zu schaffen, müssen wir auf erneuerbare Energien umstellen. Damit die Energie reicht, müssen wir aber auch unnötigen Energieverbrauch vermeiden. Deshalb braucht es in den kommenden Jahren millionenfache energetische Sanierungen in Deutschland, zehntausende in Bremen. Die größte Herausforderung für die Wohnungspolitik: die Mieten bezahlbar halten. Wie das gehen kann.
Gutes Wohnen: leistbar, gepflegt, modern
Zunächst stellt sich die Frage: Was macht gutes Wohnen aus? Für mich sollte eine gute Wohnung gleichzeitig leistbar sein, Haus und Umfeld sollten von verantwortungsvollen Vermieter:innen gut gepflegt werden. Und die Wohnung sollte modernen Standards entsprechen, etwa im Hinblick auf Ausstattung, Barrierefreiheit oder eben auch den energetischen Zustand. Fast eine Quadratur des Kreises. Wer seine Mietwohnung in dieser Aufzählung wiederfindet, ist mit einiger Wahrscheinlichkeit Mieter:in bei einer städtischen Gesellschaft oder einer Genossenschaft, die kontinuierlich in ihre Wohnungen investieren. Deshalb treten wir dafür ein, das Wohnungsangebot dieser sozial orientierten Vermieter:innen zu vergrößern.
Die schlechtesten Wohnungen sind die größte Herausforderung
Viele Mieter:innen hingegen finden einen anderen Zustand vor: Sie wohnen entweder in modernisierten Wohnungen, die aber teuer sind – oder in günstigen, aber dringend sanierungsbedürftigen Anlagen. Letztere stehen im Fokus der Klimaschutzpolitik, weil ihre Sanierung viel CO2 einsparen würde. „Worst first“ – die schlechtesten zuerst, nennt sich dieser Ansatz. So richtig er ist, so schwierig ist er in der Praxis. Die Mieterhöhung infolge einer Modernisierung ist meist empfindlich höher als die eingesparten Heiz- und Stromkosten. Und ausgerechnet die Mieter:innen der energetisch schlechtesten Wohnungen können sich solche Mieterhöhungen nicht leisten. Was nun?
Vorzeigebeispiel Tenever – mit Hilfe von Bremen
Im Bremer Ortsteil Tenever lässt sich derzeit gut beobachten, wie es gehen kann. Nicht nur, dass hier die meisten Wohnungen in der Hand der städtischen GEWOBA sind und von ihr kontinuierlich gepflegt, modernisiert und die Mieten leistbar gehalten werden. Auch ein ganz schwieriger Patient wird hier derzeit geheilt: das Hochhaus Neuwieder Straße 3. Der Eigentümer, ein Investmentfonds, ließ es über Jahre verfallen. Nun hat sich der Traum vieler Bewohner:innen erfüllt: Die GEWOBA hat das Gebäude gekauft. Doch wie den immensen Modernisierungsstau abbauen, ohne die Menschen bei den Mieten zu überfordern? Die Lösung: die vom Senat neu geschaffene Modernisierungsförderung des Landes Bremen.
Modernisierungsförderung des Landes Bremen wird zum Schlüssel
Hieraus erhält der Vermieter Zuschüsse und zinslose Darlehen für die Modernisierung, wenn er sich gleichzeitig verpflichtet, die Mieten auf Sozialwohnungsniveau festzuschreiben. Das gelang mit der GEWOBA. Die Mieter:innen können sich nun auf moderne Wohnstandards und ein gepflegteres Umfeld bei stabilen Mieten freuen.
Die Neuwieder Straße 3 ist der erste Anwendungsfall für Bremens neue Modernisierungsförderung. Ab sofort können ihr viele weitere folgen.
Win-Win-Situation
Die neue Modernisierungsförderung ermöglicht für die Wohnungspolitik Bremens eine Win-Win-Situation: Energetische Sanierungen kommen genau dort voran, wo sie am nötigsten, aber mit Blick auf die Mieter:innen am schwersten umzusetzen sind. Und gleichzeitig steigt die Zahl der Sozialwohnungen im Land Bremen. Energetische Modernisierungen mit einer steigenden Zahl preisgebundener Wohnungen zusammenzubringen – das wird die Schlüsselaufgabe der Wohnungspolitik in den kommenden Jahren in Deutschland. Bremen macht vor, wie es geht.
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